Donnerstag, 19. März 2009

Die Kahnfahrt

Im Dorf meiner Großeltern im Spreewald. Obwohl ich dort bin, bin ich seltsamerweise auch auf dem Hof meines früheren Elternhauses in Berlin. Es fällt mir zwar im Traum kurz auf, irritiert mich aber nicht weiter. Es ist, als würden sich beide Orte überlagern und gegenseitig durchdringen. Auf den Dächern des Elternhauses und der Kirche ist mächtig viel los. Auf dem Giebel des Hauses sehe ich einen Mann balancieren, der in jeder Hand eine Antenne hält, die er wie ein Seiltänzer auf dem Seil zum Halten des Gleichgewichts von sich streckt. Da ich das nicht ansehen möchte, gehe ich zum Hof hinaus und zur Kirche hinüber. Doch auch da tummeln sich Leute, diesmal Frauen, auf den Dächern und auf dem Turm. Sind denn alle verrückt geworden? Doch nein, sie steigen nicht zum Spaß da herum, sondern bringen anscheinend Kreuze und Figuren an, die vielleicht restauriert worden sind oder machen Reparaturen. Zugucken möchte ich da aber auch nicht, deshalb beschäftige ich mich jetzt mit irgendwelchen Büchern in Regalen. Beim Aufräumen fällt mir das Kinderbuch "Der Struwelpeter" in die Hände, welches ich in einem Regalfach gleich massenhaft in jeder Größe finde. Dann scheine ich plötzlich eine alte, private Filmaufnahme zu sehen. Diese spielt am Jugendturm, zumindest vermute ich dies, da sich im Hintergrund über und über mit eingeritzten Namen versehene Backsteine befinden. Im Vordergrund sieht man mich selbst mit dem Rücken zur Kamera. Ich trage Klamotten, die früher mal modern waren, deshalb die Vermutung, daß es sich um eine alte Filmaufnahme handelt. Und neben mir ein junges Mädchen. Sie scheint eine Freundin zu sein, aber irgendwie kann ich mich an sie überhaupt nicht erinnern. Ihr Gesicht ähnelt Leni Riefenstahl als blutjunges Mädchen und mir will kein Name einfallen. Vielleicht ist das ja ein Kind, mit dem ich früher im Dorf gespielt habe. Wieder bei den Büchern greife ich eines und finde ganz vorne darin eine Widmung, die genau von dieser Freundin ist. Das verwirrt mich. Wie hat sie es denn geschafft, an dieses Buch heranzukommen? Hat sie es heimlich herausgenommen, etwas hineingeschrieben und dann das Buch zurückgestellt? Ich höre auf zu grübeln, weil ein junger rothaariger Mann eine Party macht und auf dieser Party seinen Besuchern eine Kahnfahrt bietet. Der Hofweg, der am Haus vorbeiführt, ist dabei der mit Wasser gefüllte Spreearm. Mit den anderen Gästen sitze ich im Kahn, während der Rothaarige mit dem Rudel hinten steht und den Kahn stakt. Allerdings scheint er nicht viel Lust zu haben, denn er verwendet eine Technik, mit der er mit einem Abstoß so eine Geschwindigkeit auf den Kahn kriegt, daß dieser wie ein Geschoß den Kanal hinunterbrettert. Er ruft nur kurz "Achtung!" und dann geht es auch schon los, ohne Möglichkeit des Lenkens. Nun ist der Hofweg nicht sehr lang und geht in einem rechten Winkel nach links ab. Auch da ist überall Wasser, allerdings ragen außerdem die kahlen Äste von umgekippten Bäumen aus dem Wasser. Mit Karacho rammt das Boot daran vorbei und ich kann gerade noch den Kopf einziehen, damit ich die Äste nicht gegen die Birne bekomme. Der Kahn wendet nun und brettert zurück. Ich überlege mir, daß er wohl aus dem offenen Hoftor hinaus auf die Straße schießen wird und daß man ihn, wenn er erstmal draußen ist, nicht mehr stoppen kann. Deshalb greife ich am Ende des Hofweges das letzte Stück Maschendrahtzaun und halte den Kahn so an. Im gleichen Augenblick ruft mir auch der Rothaarige eine Aufforderung derselben Art zu und nickt zufrieden, weil ich bereits in den Zaun gegriffen habe. Da hat er aber Glück gehabt, daß ich mitgedacht habe. Hätte ich erst auf seine Aufforderung hin versucht, den Zaun zu greifen, hätte ich es wohl nicht mehr geschafft. Es wird klar, daß die Kahnfahrt zu Ende ist und ich bin etwas enttäuscht. Das waren im Ganzen vielleicht vielleicht vierzig Meter. "War das schon alles?" frage ich deshalb laut. "Ja", antwortet der Rothaarige schulterzuckend.

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~Ich träumte, ich sei ein Schmetterling, hin und her flatternd, mit allen Absichten uns Zielen eines Schmetterlings. Plötzlich erwachte ich, und lag da wieder ich selbst. Nun weiß ich nicht, war ich ein Mensch, der träumte, er sei ein Schmetterling, oder bin ich ein Schmetterling, der jetzt träumt, er sei ein Mensch?~ (Tschuangtse, chinesischer Philosoph)

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