Donnerstag, 12. März 2009

Der Halloween-Scherz oder die Guillotine des Grauens

Zu meinem Schrecken muß ich feststellen, daß ich mein Studium noch nicht abgeschlossen habe und noch einige Seminare besuchen muß, die ich seit Jahren nicht besucht habe. Irgendwie muß mir das total entfallen sein. Ich bin spät dran, vor mir ist aber eine andere junge Frau, die ebenfalls etwas später gekommen ist. Zwischen ihr und dem Dozenten beginnt ein Wortwechsel und ich husche schnell in den Raum, um noch einen leeren Stuhl zu suchen. Auf dem ersten Blick scheint alles besetzt zu sein, aber ganz hinten steht ein Bürostuhl mit Rollen, auf dem jemand seine Beine abgelegt hat. Ich mache verständlich, daß ich mich gerne auf diesen Stuhl setzen möchte, und darf es dann auch. Zu meinem weiteren Schrecken erfahre ich, daß der Dozent einer der Betreuer ist, mit dem ich auf Arbeit immer zu tun habe. Und als wenn das nicht peinlich genug wäre, ist er außerdem total unangenehm. So hätte ich mir ihn eigentlich nicht vorgestellt. Hinten auf dem Bürostuhl sitze ich etwas abseits, versuche aber immer, so nah wie möglich an die anderen heranzurollern. Nur blöderweise scheint der Boden schief zu sein und immer, wenn ich die Füße vom Boden weg nehme, rollert der Stuhl von alleine nach hinten hin weg. Herrje, das nun auch noch!

Etwas später warte ich vor einem Haus mit altem Hausflur auf irgendetwas. Ich erfahre von jemandem, daß ein entfernter Verwandter von mir, Onkel oder ähnliches, eine tödliche Krankheit, anscheinend Krebs hat. Er möchte nicht leiden und hat sich entschieden, vorher freiwillig aus dem Leben zu scheiden. Dies möchte er mit einer Familienfeier verbinden um dabei im Kreis der Familie sein. Wie in einer feierlichen Prozession zieht nun die ganze Familie mitsamt eines Hundes die Straße entlang. Auch der Todkranke ist dabei, wirkt aber mit seinem spitzbübigen Schnurrbart recht munter. Das Ziel ist ein altes, herrschaftliches Haus, wo die "Totenfeier" stattfinden soll. In einem großem düsteren Saal befinden sich schräg abfallende Sitze wie in einem Kino. Allerdings halten wir uns vorher noch eine ganze Weile im verwilderten Garten auf, bevor die Mitglieder der Familie auf diesen Sitzen Platz nehmen. Ganz oben hinter den Sitzen, also im Rücken der Sitzenden, ist eine Guillotine aufgebaut. Irgendwie ist es schon ein wenig pervers, sich für den freiwilligen Tod eine Guillotine auszusuchen, aber ok, wahrscheinlich geht es recht schnell. Ich bin nur froh, daß ich nicht am Seil ziehen muß - dies ist einer anderen Frau (seiner Frau?) aus der Familie vorbehalten. Eigentlich habe ich nicht wirklich Lust, dabei zu sein, aber wenn es sein Wunsch ist, muß man das wohl respektieren. Mir ist ziemlich mulmig zumute, andererseits staune ich darüber, daß der Totgeweihte anscheinend recht furchtlos und heiter ist. Er ist es auch, der das Zeichen zum Beginn gibt, allerdings erst, nachdem er alle Alkoholvorräte im Haus geplündert und mit uns geleert hat. Ist ja auch verständlich, daß er sich die Birne vorher zuknallen möchte und uns geht es nicht anders. Also mitten im ausufernden Saufen gibt er ein Zeichen und legt seinen Kopf in die Guillotine. Auch jetzt wirkt er erstaunlicherweise noch recht heiter, mir dagegen ist um so schlechter. Vom eigentlichen Köpfen bekomme ich nichts mit, da ich währenddessen steif auf meinem Sitz nach vorne schaue. Nachdem es geschehen ist, habe ich noch mehr Lust, mir richtig die Birne zuzuknallen und stehe auf, um nach weiteren Flaschen zu schauen. Es finden sich einige, mit denen wir noch kräftig auf den Toten anstoßen können, fein. Während ich die Flaschen hole, muß ich an dem, mit einem Tuch bedeckten Korb vorbei, in welchem der Kopf des Toten liegt. Plötzlich bewegt es sich und ich beginne vor Entsetzen zu kreischen, worauf alle anderen ebenfalls kreischend einfallen und wie hypnotisiert auf das Tuch starren. Es rutscht zur Seite und der augenrollende und sehr lebendige Kopf ist zu sehen. Alle kreischen noch mehr. Dann erhebt er sich, mitsamt seines Körpers, und mir wird klar - das alles war nur ein absolut perfider, scheußlicher Halloween-Scherz, mit dem uns der gute Onkel reingelegt hat. So eine Frechheit! Das war alles ausgedacht - von der Krankheit bis zum Tod. Wie kann man andere nur so erschrecken! In die verständliche Erleichterung mischt sich auch eine Portion Wut über diese Unverschämtheit.

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~Ich träumte, ich sei ein Schmetterling, hin und her flatternd, mit allen Absichten uns Zielen eines Schmetterlings. Plötzlich erwachte ich, und lag da wieder ich selbst. Nun weiß ich nicht, war ich ein Mensch, der träumte, er sei ein Schmetterling, oder bin ich ein Schmetterling, der jetzt träumt, er sei ein Mensch?~ (Tschuangtse, chinesischer Philosoph)

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