Peitschenspiele
Auf dem leicht abschüssigen Vorplatz der alten Kirche. In der Hand halte ich eine Peitsche, die nur aus einem sehr langen Striemen ohne Griff besteht, in welchen in regelmäßigen Abständen zusätzlich Knoten hineingeflochten wurden. Zwei Männer stellen sich mir freiwillig zum Auspeitschen zur Verfügung. Sie knien zu meinen Füßen und der Untergrund betont unsere unterschiedlichen Haltungen noch, indem ich streng aufgerichtet auf dem höhreren Teil stehe, während die beiden tief gebeugt auf dem leicht abschüssigen Teil rutschen. Mit kindlichem Spaß mache ich mich daran, den ersten auszupeitschen, wobei ich im Überschwang gleich ziemlich fest aushole und zuschlage. Doch hinterher denke ich erschrocken, daß das zu fest gewesen sein könnte, weshalb ich mich mitfühlend zu ihm herunterbeuge und besorgt frage, ob es weh getan hat, bereit mich sofort zu entschuldigen. Aber er scheint in Ordnung zu sein und schüttelt den Kopf. Meine Rolle der Macht und Dominanz, die ich spiele, wird immer wieder durch meine mitfühlende Art unterbrochen, sowohl direkt als auch symbolisch, da ich mich zu meinen "Opfern" körperlich hinunterbegebe, doch mich selbst stört das nicht (von den Männern weiß ich es nicht). Im Gegenteil, ich möchte darauf nicht verzichten, denn dieses Mitfühlen und aufeinander Zubewegen gibt mir das Gefühl von Gemeinschaft und Gleichheit in diesem einsamen Spiel.
Beziehungsträume - Mittwoch, 15. Oktober 2008, 13:38