Montag, 11. Februar 2008

Die Nacht vor der Weiterbildung

Mitten in der Nacht wache ich auf. Ich habe bisher nur drei bis vier Stunden geschlafen, doch irgendwas zieht mich in das Arbeitszimmer meines Vaters, wo ich einige beschriebene Papiere auf seinem Schreibtisch lese. Mein Blick fällt auf die Uhr. Es sind nur noch ca. anderthalb Stunden, bis ich aufstehen muß. Ich beschließe, die Zeit besser zum Schlafen zu nutzen. Lesen kann ich später immer noch und bei der Weiterbildung sollte ich nicht todmüde ankommen. Am nächsten Morgen drängle ich mich durch die Menschenmassen, die den Platz vor der S-Bahn bevölkern bis zur U-Bahn-Haltestelle hindurch. (Die U-Bahn-Haltestelle ist in real die Bushaltestelle, aber im Traum fuhr die U-Bahn statt des Busses auf der Straße.) Ein Blick auf die Anzeigetafeln läßt mich stutzen, denn es steht dort nirgens ein Fahrziel, sondern eine andere Mitteilung, die ich nicht entziffern kann. Endlich meine ich zu wissen, daß wohl wieder ein Streik stattfindet. Prima! Und das ausgerechnet dann, wenn ich zum anderen Ende der Stadt muß. Glücklicherweise kommt eine U-Bahn, die aber eigentlich in Richtung meines Zuhauses fährt. Egal! Ich steig jetzt trotzdem ein. Notfalls mach ich halt blau. Und ein Fahrtziel wird ja nicht angezeigt auf den Tafeln. Also vielleicht fährt die Bahn doch in die richtige Richtung.
In den Waggon eingestiegen, sitzt mir gegenüber ein bekanntes Gesicht. Es ist eine Frau, die ich regelmäßig grüße, ohne daß ich mich allerdings erinnern kann, woher ich sie kenne. Die dunkelhaarige Frau lächelt zu mir herüber, doch statt diesmal ebenfalls zu grüßen, sage ich feststellend und schulterzuckend "Sperrstunde!", was wohl soviel wie "Streik!" heißen soll. Sie nickt und ich frage jetzt mutiger nach, woher ich sie eigentlich kenne. Sie erklärt mir, daß sie eine ehemalige Kollegin aus dem Bekleidungsbetrieb ist und da fällt es mir wieder ein. Ist ja schließlich schon Jahre her.
Nun will sie neugierig wissen, was ich denn jetzt mache und ich antworte, daß ich in der Verwaltung arbeite. Sie stellt daraufhin fest, daß dies ja auch ein ziemlich harter Job ist, so mit Riester-Rente und dem ganzen Zeug. Ich beschließe, dazu nichts weiter zu sagen, denn mit Riester-Rente habe ich eigentlich nichts zu tun und im Vergleich zu der Fließbandarbeit ist es nicht unbedingt so viel schlimmer. Eher sogar im Gegenteil, je nachdem, wie man es sieht. Wir sind nun ausgestiegen und meine ehemalige Arbeitskollegin hat sich still und heimlich in einen Mann verwandelt, der nun ein ehemaliger Arbeitskollege ist. Draußen herrscht sommerliches Wetter und in der Sonne steht eine schon sehr verwitterte Holzbank. Allein an den Gerüchen, die in der Luft liegen, erkenne ich, daß die Sonne die Holzbank mit ihren Strahlen angenehm angewärmt hat. Als mir der ehemalige Kollege anbietet, sich mit ihm einen Moment zu setzen, sage ich deshalb sofort zu, da ich ein unwiderstehliches Verlangen fühle, dieses mit Sonne getränkte Holz mit meinen Händen zu spüren. Wie setzen uns und reden über alte Zeiten, wobei er einige Namen nennt, an die ich mich im Traum zu erinnern glaube, die mir aber eigentlich fremd sind. Einer davon ist Kaspar. Während der Unterhaltung habe ich mich nach vorne gebeugt, die Hände fest auf dem rissigen, alten, aber so anheimelnd warmen Holz liegend, und im Rücken ist mein zu kurzes T-Shirt hinaufgerutscht, einen Teil meiner Haut freigebend. Es stört mich nicht, denn auch von oben fällt die Sonne angenehm warm herab, aber mein Ex-Kollege tätschelt mit der Hand meinen nackten Rücken und warnt, daß ich mir etwas anziehen solle, um mir nicht die Nieren zu verkühlen.

Bemerkung: Schon während des Aufstehens unkte ich, ob die BVG wohl tatsächlich heute streikt, da dies ja angedroht ist, aber zum Glück erwies sich das als Traumschaum. Da ich wirklich zum anderen Ende der Stadt wegen einer Weiterbildung mußte, wäre das so richtig toll gewesen. Nicht als Schaum erwies sich jedoch meine Intuition, die mir schon seit Wochen vor meinem inneren Auge eine gewisse Kollegin während der Weiterbildung zeigte, so daß ich nicht mehr sonderlich überrascht war, als diese tatsächlich durch die Tür kam.
Interessant ist außerdem die Szene mit dem warmen Holz, da ich heute morgen, während der längeren Fahrt, die ersten Seiten von "Das Parfum" las, worin eine Stelle vorkommt, in welcher Grenouille auf einem Holzstoß liegend, nicht genug davon bekommen hat, die verschiedenen Düfte des Holzes aufzunehmen. Ich mußte sofort an den Traum der vergangenen Nacht denken, zumal in diesem nicht nur das Gefühl der Wärme, sondern auch der Geruch der Wärme, bzw. von warmen Holz, prägnant war.

Das verborgene Buch der Träume

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~Ich träumte, ich sei ein Schmetterling, hin und her flatternd, mit allen Absichten uns Zielen eines Schmetterlings. Plötzlich erwachte ich, und lag da wieder ich selbst. Nun weiß ich nicht, war ich ein Mensch, der träumte, er sei ein Schmetterling, oder bin ich ein Schmetterling, der jetzt träumt, er sei ein Mensch?~ (Tschuangtse, chinesischer Philosoph)

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