Samstag, 20. Oktober 2007

Irrwege, Papptreppen und die Frage: Wo geht es hier zur Rezeption?

Ich bin auf einer Reise in Polen, bei unseren polnischen Bekannten und zusammen mit meiner Mutter. Es ist schon der letzte Tag, heute wollen wir wieder abreisen. Vorher befinden wir uns mit den Bekannten in einem Gebäude, in welchem sich riesige Markthallen erstrecken. Die Hallen erinnern ein wenig an den Polenmarkt in Kostrzyn. Unsere Bekannten möchten uns noch ein Abschiedsgeschenk kaufen. Ich betrachte eingehend Töpfe mit exotischen kleinen Pflanzen, unter anderem einer mit wunderschönen dunkelroten Blüten, welche außerdem auch noch kleine Kugeln an den Stengeln trägt (wie beim Korallenbäumchen), die sie sich irgendwann "selbst abbeißt". So steht es auf dem Verkaufsschild, gesehen habe ich es aber nicht und ich kann mir auch nicht so recht vorstellen, wie das funktionieren soll. Danach gehen wir wohl wieder zur Wohnung unserer Bekannten. Es ist ein Haus mit vielen Stockwerken und im obersten wohnen sie. Ich stehe jetzt allein vor der Eingangstür des Hauses, mit mir hinein schlüpft aber noch ein junger Mann mit Zickenbart, der etwas eigenartig ist. Ich vermute, er ist geistesgestört. Während ich die Treppe hinaufsteige, wird mir bewußt, dass diese nur aus Pappkartons besteht und extrem wackelig ist, man muss stets auf die dünnste und gleichzeitig stabilste Längsseite der Pappe steigen und darauf den richtigen Punkt und die richtige Belastung finden, damit sie nicht knickt oder zusammenbricht. Je höher ich komme, um so wackliger wird die Angelegenheit und mir langsam schwindlig, da es mehr etwas von einer Turmbesteigung hat und es neben mir mehrere Stockwerke nach unten geht. Wahrscheinlich ist der Schwindel und die zunehmende Zittrigkeit auch der Grund, dass die ganze Papptreppe plötzlich wie ein Kartenhaus zusammenfällt. Unversehrt lande ich in einem Haufen Pappkartons. Zwischendurch fehlen dem Traum immer mal einige Fragmente. Jetzt ist es soweit, dass wir unsere Koffer schon irgendwo aufgegeben haben und zum Zug wollen, um nach Hause zu fahren.
Während meine Mutter mit den polnischen Bekannten vor dem großen Markthallengebäude steht und sich mit ihnen unterhält, fällt mir eine Kirche auf, die sich an einem Weg befindet, den wir schon mehrmals entlanggelaufen sind, ohne aber die RÜCKSEITE der Kirche zu sehen. Auf einmal interessiert mich brennend ihre Rückseite und ich meine zu wissen, dass man von hinten eigentlich in eine Gruft müsste schauen können. Die Neugier treibt mich und ich denke mir, dass wir ja noch einige Minuten Zeit haben, deshalb schleiche ich um die Kirche zur Rückseite, den Fotoapparat im Anschlag. Kaum bin ich auf dem hinteren Hof der Kirche angekommen, höre ich eine Lautsprecherdurchsage, welche ich zwar nicht gänzlich verstehe, aber in welcher mein Nachname und das Wort "Rezeption" genannt wird. Sofort kombiniere ich - ach du Schreck, sie suchen mich schon und warten anscheinend nicht mehr an derselben Stelle. Ich soll mich wohl bei der Rezeption melden. Ich habe nur keinen Schimmer, wo sich diese befindet. Wieder vor dem riesigen Hallengebäude angekommen, frage ich jemanden, wo ich die Rezeption finde und man erklärt mir, ich solle dort in die Markthalle gehen und mich dann immer links halten. Ich durchquere also die Markthalle und komme danach in einen anderen großen Hallenteil, der wohl zu einer Schule gehört, weil da jugendliche Menschen wie die Rabauken entlangstürmen. Die einzelnen Strecken sind durch Schutzgitter voneinander abgetrennt, damit sie sich nicht gegenseitig über den Haufen trampeln. Ich lasse mich mit der Menge treiben und gelange durch immer neue Gänge, Hallen und Orte. Irgendwann komme ich zu einem hohen Kirchenraum, der sich anscheinend innerhalb der Gebäudes befindet. Das Gebäude macht fast den Eindruck einer eigenen kleinen Stadt, da Schule, Markt, Kirche und Wohnungen darin integriert sind. Hier bei der Kirche scheint es mir, als würde der Weg nicht mehr weitergehen, denn auf meiner Seite komme ich in eine Sackgasse. Doch weit und breit nichts von einer Rezeption zu sehen. In der Kirche hat gerade ein Gottesdienst stattgefunden und die Besucher strömen gegenüber dem Eingang, durch welchen ich hineinschaue, zu einer Tür hinaus. Aha, also geht der Weg vielleicht dort weiter. Ich durchquere den Kirchenraum und lasse mich mit der Menge zur anderen Seite hinaustreiben. Der Weg geht hier tatsächlich weiter und nach einigem Umherirren lande ich in einer schummrigen und vollbesetzten Bar. Ich möchte erneut nach dem Weg fragen und suche mir dafür die Bardame, die allerdings ziemlich abgelenkt scheint. Sie zeigt in eine Richtung und ich verlasse die Bar, um dieser Richtung zu folgen. Wieder irre ich durch einige Gänge und durchquere schließlich anscheinend eine Wohnung, aber es ist der einzige Weg, der weiterführt und die Wohnung steht auch offen. Die Bewohnerin kommt herein und ich entschuldige mich schnell und sage, dass ich die Rezeption suche. Die Bewohnerin winkt ab und sagt, das sei sie schon gewohnt, denn es gäbe keinen anderen Weg als durch ihre Wohnung, so dass hier ständig fremde Leute hindurchkommen würden. Dann sagt sie mir, wie ich mich weiter zu halten habe, damit ich zur Rezeption komme. Erneut durchquere ich einige Hallen bis ich plötzlich wieder vor dem Gebäude stehe. Dort gibt es zwar einige Backwarenstände, aber nirgendwo eine Rezeption. Die Verkäuferin an einem der Stände schaut mich nur pikiert an, als ich frage, ob hier die Rezeption ist. Inzwischen bin ich mir sicher, dass der Zug wahrscheinlich längst abgefahren ist, entweder mit meiner Mutter oder zumindest mit unseren Koffern. Mit einem wütenden Aufstampfen des Fußes und dem Schrei: "Man, hier gibt es ja immer noch keine Rezeption!" erwache ich völlig entnervt und schon etwas den Tränen nahe.

Wieder eingeschlafen, schlendere ich mit dem Fotoapparat durch Prenzlauer Berg und entdecke einen idyllischen Hinterhof, von dem man seltsamerweise nach hinten raus über weite flache Felder und den Himmel schaut. Aber auch die Balkone auf dem Hof gefallen mir sehr gut. Einer im Paterre sieht mit einer struppigen Gruppe von Sonnenblumen sehr lauschig aus. Ich finde tausend Motive, die ich fotografieren möchte, aber jetzt kommen Bewohner des Hauses auf den Hof und beäugen mich mißtrauisch. Erst lasse ich mich dadurch nicht stören, doch es werden immer mehr und sie stellen sich so ins Bild, dass vom Motiv nichts mehr zu sehen ist. Mir wird klar, dass sie das wohl mit Absicht machen, weil sie nicht wollen, dass ich hier fotografiere. Also stecke ich den Fotoapparat unverrichteter Dinge ein und gehe. Im gleichen Moment beginnt es zu regnen, was mich aber nicht davon abhält, weiter durch die Straßen zu schlendern.

Bemerkung: Interessant die mehrfache Bedeutung des Begriffes "Rezeption" (oder Rezipieren - lateinisch recipere „aufnehmen“):

-Rezeption (Betreuung), einen Empfangstresen im Vorraum eines Gebäudes oder Raumes
-Rezeption (Kommunikation), jeder Empfang einer Botschaft in Kommunikationsprozessen
-Wahrnehmung, den Vorgang der bewussten Aufnahme von Informationen über die Sinne

(Synonyme: [1] Empfang
[3] Aufnahme, Wahrnehmung )

Ich frage mich, zu welcher Rezeption ich wohl tatsächlich gerufen wurde.

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~Ich träumte, ich sei ein Schmetterling, hin und her flatternd, mit allen Absichten uns Zielen eines Schmetterlings. Plötzlich erwachte ich, und lag da wieder ich selbst. Nun weiß ich nicht, war ich ein Mensch, der träumte, er sei ein Schmetterling, oder bin ich ein Schmetterling, der jetzt träumt, er sei ein Mensch?~ (Tschuangtse, chinesischer Philosoph)

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