Mobbing
In einer Reisegruppe erhalte ich einen Mantel, den ich überziehen soll. Leider ist er etwas zu klein und vor allem an den Ärmeln zu eng, so daß ich an ihm zerren muß, um ihn richtig um die Schultern zu bekommen. Dabei reiße ich ein kleines Loch in die Kragenkante. Sofort entschuldige ich mich und biete an, den Schaden zu ersetzen, zumal der Mantel nur geliehen ist. Statt einer Antwort ernte ich böse Blicke und bissige Bemerkungen über meine Ungeschicklichkeit, dabei ist es mir so schon peinlich genug. Die Reisegesellschaft setzt sich an eine Gruppe Tische, plaudert und lacht durcheinander. Ich sitze am Rande und bin still. Aus der Gruppe heraus schaut mich ein Mann böse an und sagt etwas zu mir. Im Stimmengewirr habe ich ihn nicht verstanden und frage nach. "Du bist eine unsympathische Frau." sagt er noch einmal. Aha, nun - man kann nicht von jedem sympathisch gefunden werden - denke ich und zucke mit den Achseln. Jetzt beginnt mit einem Schlag die gesamte Reisegruppe über mich herzuziehen, so als sei ich gar nicht da. Wie ich esse, wie ich gehe, wie ich aussehe, wie ich bin. Ich sitze wie paralysiert daneben und fühle mich immer elender. Doch dann schlägt die Hilflosigkeit in Wut um. Ich mag zwar unsympathisch sein, aber Respekt kann ich, sollte ich, wie jeder andere erwarten. "Ihr habt wohl den A... offen, hier über mich zu reden, als sei ich gar nicht anwesend!" schimpfe ich in die Gruppe, trete dann hinein, packe einige Leute am Kragen und haue ihnen eine runter. Danach verlasse ich die Situation, wende mich noch ein letztes Mal um und sage triumphierend: "JETZT bin ich unsympathisch!" Seltsam, auf einmal fühle ich mich gut. Es ist doch ein Unterschied, ob man den Leuten einen echten Grund dafür gibt, einen unsympathisch zu finden, oder ob man für sie unsympathisch ist ohne daß man weiß, was die anderen gegen einen haben.
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Ich halte zwar generell Gewalt für keine Lösung, aber manchmal frage ich mich, ob mein Leben einen etwas anderen Verlauf genommen hätte, wenn ich einer gewissen Person aus meiner Kindheit mal so richtig eine aufs Maul gehauen hätte. Andererseits ist und handelt man zu jedem Zeitpunkt immer genau so, zu was einem das Leben vorher gemacht und wie es einen geformt hat, von daher ist jedes "hätte", müßig.
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Ich halte zwar generell Gewalt für keine Lösung, aber manchmal frage ich mich, ob mein Leben einen etwas anderen Verlauf genommen hätte, wenn ich einer gewissen Person aus meiner Kindheit mal so richtig eine aufs Maul gehauen hätte. Andererseits ist und handelt man zu jedem Zeitpunkt immer genau so, zu was einem das Leben vorher gemacht und wie es einen geformt hat, von daher ist jedes "hätte", müßig.
Alle anderen Träume - Dienstag, 7. Februar 2012, 10:19
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