Augen öffnen
Zuerst bin ich erneut im Krankenhaus um Fäden aus der Wade ziehen zu lassen. Das geht schnell und ich bekomme nicht viel davon mit. Danach wird eine Knochendichtemessung gemacht, bei welcher ich mich vor ein Fenster stellen muß, hinter dem eine Schwester mit Apparaturen hantiert. Schließlich sitze ich in irgendeinem Wohnzimmer mit einem roten Tuch um den Kopf, so als hätte ich eine neue Chemo, und bekomme einen Hustenanfall, der nicht mehr aufhört. Mir beginnt alles vor Augen zu verschwimmen und die Kräfte verlassen mich. Ich denke bei mir, das ist das Ende, bzw. der Beginn vom Ende. Mein (verstorbener) Vater kommt, als er mich husten hört, besorgt aus einem anderen Zimmer herbeigeeilt. Er zieht mich hoch und läuft mich festhaltend mit mir herum, während ich mich frage, warum er mich nicht ausruhen läßt, wo ich doch so schwach bin. Auf einmal ruft er jubelnd: "Sie hat die Augen geöffnet! Sie lebt wieder!" Ich finde das komisch, denn eigentlich ist mir, als hätte ich die Augen die ganze Zeit geöffnet gehabt. Sonst hätte ich ja nichts sehen können. Aber vielleicht war ich ja vorübergehend bewußtlos ohne es zu merken? Seltsamerweise kann ich jetzt, wo ich die Augen geöffnet habe, meinen Vater nicht mehr sehen, sondern nur noch seine Hände spüren, die mich festhalten. So als sei er mit einem Mal unsichtbar. Und vielleicht ist das auch richtig so, weil dies die Realität ist und das andere vorher ein Traum.
Träume von Krankheit und Heilung - Samstag, 19. Mai 2012, 20:52
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