Donnerstag, 13. November 2014

Model für Sofakissen

Ich weiß nicht, wo ich bin und warum ich dies tue, aber ich habe den Auftrag erhalten, für eine kleine Privatgesellschaft zu modeln. Zwar habe ich noch nie gemodelt und will auch kein Model werden, aber trotzdem ist dieser Auftrag aus irgendwelchen Gründen für meine Zukunft entscheidend, so daß ich eigentlich nicht wirklich eine Wahl habe. Ich bin ziemlich nervös, weil ich gar nicht so richtig weiß, wie ich modeln soll. Soll ich einer privaten Runde angemessen ganz locker sein und lächeln? Oder soll ich wie so ein Topfmodel alles sehr ernst nehmen? Niemand sagt mir etwas! Schließlich kommt doch noch ein junges, schwarzhaariges Mädchen und gibt mir die knappe Anweisung, daß meine Sachen, die ich tragen werde, im ältesten Warte- und Umkleidezimmer gegenüber am dritten Haken von der Wand aus hängen und weiß sind. Außerdem sollen meine Haare zusammengebunden werden. In der Saalwand gegenüber befindet sich eine Tür, welche zu einem Wartebereich führt, der aus mehreren Zimmern besteht. Ich verstehe das "älteste" ganz selbstverständlich als das hinterste Zimmer und nicke. Doch als ich hineinsehe, finde ich keine Klamotten. Auch in dem zweiten Zimmer daneben ist bis auf sitzende und wartende Leute nichts zu sehen. Das dritte Zimmer sieht etwas anders aus, nicht mehr wie eine Turnhallenumkleide, sondern mehr wie der Wartebereich eines Arztes. Es führen mehrere Türen hinaus und ich weiß nicht mehr, durch welche ich gekommen bin. Als ich wieder hinaustrete, stehe ich in einem riesigen Treppenhaus mit vielen Aufgängen und Türen und habe mich verlaufen. Na prima! Und wie finde ich jetzt zurück? Ich beschließe, zuerst einmal zum Hauptfoyer hinabzusteigen, denn dort müßte ich einen Überblick bekommen können, wohin all die Treppen und Türen führen. Ich gehe also eine breite Treppe hinab, die in eine recht dunkle Halle führt. Die Gegenstände darin sind in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen, nur an der Theke der Rezeption brennt eine Funzel von Licht. Der Portier dahinter schaut mich durch seine Brille fragend an. Doch ich weiß irgendwie nicht, was ich sagen oder fragen soll, weshalb ich einfach kehrt mache und die Treppe wieder hinauflaufe. Währenddessen ertönt eine Lautsprecherdurchsage: "Ein weißer Pullover, bzw. ein weißes Ensemble wird vermißt. Bitte da und dort abgeben!" So langsam dämmert es mir, daß dieses schwarzhaarige Mädchen mich wohl aus Neid oder Mißgunst in die Irre geführt hat. Indes bin ich viel zu sehr mit der Orientierung beschäftigt, als daß ich sauer deshalb sein kann. Und ich wundere mich ein wenig, warum man mich selbst nicht vermißt, sondern nur die Kleidung. Schließlich stehe ich etwas verloren in einer großen Halle, als Tine Wittler (erkannt habe ich sie allerdings erst nach dem Aufwachen) neben mich tritt, die Ruhe selbst, und einen Stapel Klamotten vor mich hinlegt. Anscheinend sind es die, die ich tragen soll. Sie sind gar nicht reinweiß, wie ich erst dachte, sondern in einem Elfenbeinton mit blauen Streublümchen und grünen Blättern darauf. Sie gibt mir jetzt exakte Anweisungen. Meine Wimpern sollen grün sein. "Aber das paßt doch gar nicht" begehre ich auf, doch natürlich ist meine Meinung nicht gefragt, das ist mir bereits klar - ich bin nur das Model. Meine Haare soll ich offen tragen. Ich frage noch einmal nach, denn zuerst hieß es ja zusammengebunden. Doch Tine Wittler schüttelt den Kopf. Anscheinend war das ebenfalls eine Falschinformation und ich bin ganz zufrieden, denn offen gefällt es mir besser. Außerdem hat sie etwas erwähnt, das blau sein soll, ich habe aber nicht gehört, was genau, deshalb frage ich auch deshalb nach und dann erwache ich.

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~Ich träumte, ich sei ein Schmetterling, hin und her flatternd, mit allen Absichten uns Zielen eines Schmetterlings. Plötzlich erwachte ich, und lag da wieder ich selbst. Nun weiß ich nicht, war ich ein Mensch, der träumte, er sei ein Schmetterling, oder bin ich ein Schmetterling, der jetzt träumt, er sei ein Mensch?~ (Tschuangtse, chinesischer Philosoph)

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