Frau Engelhard
Irgendwo auf einer Treppe im Freien liege ich auf dem Rücken. Es ist dunkel und kalt und ich frage mich, was ich hier eigentlich mache. Dann fällt mir ein, daß ich noch zwei oder drei Kunden vor der Tür zu sitzen habe und kehre in ein Büro zurück. Dort überlege ich, wen ich zuerst aufrufe und entscheide mich für die Frau Engelhard, da ich mit ihr schon angefangen hatte, einen Neuantrag aufzunehmen. Diesen will ich jetzt vervollständigen und während ich die Fragen stelle, plaudert sie so dieses und jenes. Bei ihrem Namen verschreibe ich mich und vergesse das a, welches ich erst hinterher zwischen das h und das r quetsche, was etwas komisch aussieht. Dann frage ich nach der Miete und sie antwortet mit den Quadratmetern, aber stimmt ja, ich hatte den Mietvertrag bereits kopiert. Der muß hier irgendwo sein. Während ihrer Plaudereien sagt sie plötzlich zu mir: "Sie sind der Inbegriff wahrer Warmherzigkeit." Innerlich rolle ich ein wenig mit den Augen und versuche mich weiter auf das Ausfüllen des Antrags zu konzentrieren. Sie setzt hinzu: "Aber Sie haben sich um eine Stunde und fünfzig Minuten verspätet." Hm, damit meint sie wohl die Wartezeit, vermute ich. "Das weiß man doch vorher, wenn man aufs Amt geht." antworte ich feststellend. "Sie gehen bestimmt nie auf ein Amt!" meint sie zu wissen. "Natürlich muß ich auch manchmal dorthin. Und genauso lange warten." entgegne ich. Sie scheint beeindruckt. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Später fuhr ich dann mit ihr Kettenkarussell.
Berufsträume - Dienstag, 19. Januar 2016, 13:44